Vang Vieng – keine Party mehr und vielleicht gerade deshalb sehenswert!
5 04 2013Über etliche Jahre hin hatte sich der laotische Ort Vang Vieng zu einem Party-Mekka für junge Leute entwickelt. Schnell hatte sich bei jugendlichen Backpackern aus Westeuropa und den USA, die gerade ihr Abitur absolviert und bei jungen Israelis, die ihre Wehrpflicht beendet hatten und bei anderen Jugendlichen, herumgesprochen, dass hier die große Party lief. Bars und Tubbing (dabei sitzt man in einem aufgepumpten LKW-Reifen und lässt sich von der Strömung des Flusses treiben) in Verbindung mit Alkohol und Drogen waren die Stichworte. Und alles für kleines Geld. Im Internet sind dazu eine Menge von Artikeln und Videos abrufbar. Im November 2012 fand das Partytreiben dann ein abruptes Ende. Verbote der laotischen Regierung, wahrscheinlich durch internationalen Druck erzwungen, beendeten das oft ungesetzliche und z.T. höchst gefährliche Treiben in der Tubbing-Hochburg (nach offiziellen Angaben 27 Tote im Jahre 2011).
Und dann gibt es dort auch noch einen riesengroßen breiten Schotterstreifen, der sich mitten durch den Ort zieht. Heute wird ein Teil davon tagsüber für einen Markt und abends für einen Rummel genutzt. Die meiste Fläche liegt jedoch brach. Hier befand sich eine Start- und Landebahn der Amerikaner während des Vietnamkrieges. 50 km von Vang Vieng entfernt, befindet sich heute noch ein großes Sperrgebiet (Long Tieng), das es zu unrühmlicher Bedeutung im Zusammenhang mit dem “Geheimen Krieg der CIA in Laos 1964-1975” gebracht hatte. Keine schöne Geschichte, die in diesem Land geschrieben wurde. Über Laos haben die Amerikaner mehr Bomben abgeworfen als im II. Weltkrieg über Deutschland und Japan zusammen. Somit ist Laos das am stärksten bombardierte Land der Weltgeschichte. Spuren dieser Zeit findet man selbst als Tourist noch – man beachte z.B. die Brückenpfosten auf dem folgenden Foto.
Und nun waren wir hier vor Ort. Irgendwie gespenstig, massenhaft Restaurants und fast niemand darin. So eine Art “Wildwest-Stadt” ohne Cowboys und Indianer … Ein wenig Depression lag in der Luft, angesichts der Investitionen, die hier in den letzten Jahren getätigt wurden und die sich nun wohl nicht amortisieren würden. Und an einigen Ecken wird immer noch fleißig für die nicht mehr vorhandenen Touristenmassen gebaut. Ob die Investoren von den Veränderungen in der Stadt wissen? Merkwürdig!
Unser Quartier befand sich am Ende der Stadt. Etwas vom früheren Partyrummel-Zentrum entfernt. Wir wollten ja nicht zur Party … Was wir wollten, hat uns Vang Vieng geboten:
a) einen Kletterkurs für Denise (Karsten hatte mal einen freien Vormittag )
b) eine Kajaktour u.a. entlang der alten Tubbing-Strecke. Dabei mussten wir zwei Anläufe nehmen. Die erste gebuchte Tour konnten wir nicht wahrnehmen, da Karsten am Vorabend von Magenkrämpfen heimgesucht wurde und plötzlich viel Zeit in der Keramikabteilung des Hotelzimmers verbringen wollte. Zur Geldrückerstattung oder Terminverschiebung war der Tour-Anbieter nicht bereit, bei 9 € pro Person für die Ganztagestour kein echter finanzieller Schaden für uns. Trotzdem nicht kulant – wir hätten doch nur verschieben wollen … Zwei Tage später war es dann soweit und wir starteten nun zu einer Privat-Tour (wir beide und ein laotischer Guide, siehe Foto). Da Ganztages- und Halbtagestouren den gleichen Preis hatten und wir uns vorsichtshalber für die zweite Variante entschieden, blieben wir die einzigen Teilnehmer. Die mit dem Kajak zurückgelegte Strecke war übrigens für beide Touren die gleiche! Und es hat Spaß gemacht, so in Ruhe auf dem Fluss mit der Strömung zu paddeln, die noch existierenden ehemaligen Party-Plätze am Ufer an sich vorbeiziehen zu lassen und immer die Karstberg-Silhouette vor Augen zu haben.
c) die Erkundung der näheren Umgebung mit dem so landestypischen Moped (Mietpreis pro Tag: 3 € für ein Moped mit halbautomatischer Schaltung – wir nahmen gleich zwei! + 2 € für Kraftstoff, den wir nicht zu verfahren schafften). Höhlen, Lagunen und Dörfer der Umgebung waren nun leicht zu erreichen. Es war ein schöner Ausflug und wir haben so manches gesehen, was uns sonst verborgen geblieben wäre.
Es war schön in Vang Vieng. Nach sechs Tagen zogen wir weiter Richtung laotischer Hauptstadt, um rechtzeitig unseren Flieger nach Pakse zu bekommen. Von dort wollen wir zu den 4000 Inseln im Mekong fahren. Wir haben uns die ruhige Insel Don Khone ausgewählt und sind gespannt, was uns im Süden von Laos, in Grenznähe zu Kambodscha erwartet. Auf dem Weg dahin, werden wir viel über ein abendliches Gespräch nachdenken, das wir mit Vanh Phenh, einem Laoten, in Vang Vieng führten. Durch ihn erhielten wir viele, höchst interessante Hintergrundinformationen zu Laos und seinen Bewohnern.
Viele liebe Grüße an alle, die uns gedanklich auf unserer Reise begleiten
Denise & Karsten
P.S.: Zum Schluss noch einen Schmetterlingsgruß vom Ufer des Mekong …
Kategorien : Laos
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