Pucón – Urlaub vom Urlaub
19 12 2012So, zuerst die Richtigstellung der Informationen zu unserer kleinen Bilderstrecke aus dem letzten Artikel.
Gestrandet im Grenzbereich zwischen Argentinien und Chile wären wir wirklich beinahe. Wir hatten in Mendoza Bustickets nach Viña del Mar gekauft (liegt 2h hinter Santiago de Chile). Später entschieden wir uns, in der Annahme früher aus dem Bus aussteigen zu können, doch lieber in Santiago ein Quartier zu nehmen. Von dort hätten wir dann einen Tagesausflug nach Viña del Mar unternehmen können. Wir buchten also ein Zimmer in unserer vertrauten Hochhaus-Apartment-Anlage in der chilenischen Hauptstadt. Im Bus nach Chile erfuhren wir dann, dass es direkt von Mendoza nach Viña ging, d.h. vorheriges Aussteigen nicht möglich wäre. Durch die zusätzliche Rückfahrt nach Santiago hätten wir unsere sonst sechsstündige Fahrt um mindestens weitere fünf Stunden Zeit verlängert. Karsten fand sich schnell damit ab (Shit happens), aber Denise nicht. Sie führte Dank ihrer guten Spanisch-Sprachkenntnisse eine Unterhaltung mit den Busfahrern (ich bewundere sie dafür).
Dadurch hatten wir die Information, dass der nächste Bus des gleichen Busunternehmens, der jetzt aber wirklich nach Santiago fuhr, nur 20 Minuten hinter uns wäre. Und am Grenzübergang in den Anden (siehe Foto) würden wir auf ihn treffen und könnten bei freien Plätzen umsteigen. Das war eine gute Aussicht. Am Grenzübergang war es dann sehr voll, so dass die Abfertigung über 2,5 h dauerte. Unser Busfahrer teilte uns mit, dass ein Wechsel des Busses nicht möglich sei, die Busse wären alle voll. Das war es dann wohl. Aber unsere Blicke in die Busse sagten uns etwas anderes. Denise fragte daraufhin Fahrer anderer Busunternehmen, ob sie uns nach Santiago mitnehmen würden. Sie verneinten mit fragwürdigen Argumenten. Jetzt fügte sich Denise dem Schicksal. Ich hingegen fand das alles sehr merkwürdig und dachte, irgendwie muss das doch hinzubekommen sein. Wir sind doch schließlich in Südamerika … Also raus aus der Reihe der gerade vom Zoll Begutachteten und hin zum Fahrer des Busses nach Santiago. Englisch sprach er nicht und mein Spanisch wollte ihn auch nicht so recht vom Smartphone losreißen. Dann kam aber auch schon etwas aufgeregt unser Busfahrer hinzu geeilt. Scheinbar haben die Fahrer hier so eine Art Verantwortung für ihre Insassen. Ich sollte sofort zurück in die Reihe. Nach der Abfertigung ging es dann schnell. Wo denn unser Gepäck sei, fragte unser Busfahrer. Sollte doch noch der Buswechsel möglich werden? Jetzt diskutierten Busfahrer, Zollbeamte und Grenzbeamte unser Problem. Sechs Leute mussten sich miteinander ins Einvernehmen setzen, damit wir den Bus wechseln konnten!!!???
Wir waren halt mitten im Grenzgebiet – wo angesichts von Passagierlisten etc. so etwas schwieriger war, als von uns erwartet. Und der Umstieg lief dann folgendermaßen ab. Gerade durchleuchtete und verstaute Rucksäcke im vollen Busstauraum suchen, ausladen, wieder einladen. Wir auch rein in den Bus. Grenzdurchfahrt. Auf chilenischer Seite durchzählen der Passagiere durch einen Grenzbeamten. “Vollständig”” – freie Fahrt! Zehn Meter hinter der Grenze stoppt der Bus. Wir zwei Backpacker steigen aus, noch die Rucksäcke aus dem Stauraum gehievt und weg ist der Bus. Hoffentlich nimmt der andere uns auch wirklich mit. Bange Momente inmitten des trostlosen Gebirges, keine Menschenseele weit und breit, 100 m hinter uns die Grenzabfertigungsstation. Dann kommt der ersehnte Bus. Wir beide winkend, halb auf der Straße stehend. Der Busbegleiter signalisiert, kein Halt. Dann lächelt er, der Bus stoppt, das Gepäck wird schnell verstaut und wir zwei steigen überglücklich ein und besetzen zwei von den vier noch freien Plätzen. Geht doch …
Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass dies ein Einzelfall im argentinisch-chilenischen Busgrenzverkehr hier in den Anden bleiben wird. Gerade deshalb sind wir denen, die den Umstieg möglich gemacht haben, umso mehr dankbar.
Die anderen Bilder sind schneller mit den korrekten Bildunterschriften versehen.
Am 9. Dezember, Karstens Geburtstag, sind wir nach Valparaiso gefahren. Die Stadt hat den bedeutendsten chilenischen Hafen. Von dort stammten die beiden obenstehenden Fotos. Die Stadt gilt als die kulturelle Hauptstadt Chiles. Und so hatte sich auch der Dichter, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda (*1904-†1973) hier niedergelassen. Wir haben uns sein Haus von außen und innen angesehen. Es ist heute ein Museum. Man hat die Inneneinrichtung original belassen. Dieses Haus, seine Einrichtung und die Sicht von dort auf die Stadt und den Pazifischen Ozean haben uns schwer beeindruckt und wir hätten etwas verpasst, wenn wir es nicht besichtigt hätten.
Das Essen in der Pfanne hatte sich Karsten in unserem Apartment zubereitet.
Und auf den letzten Bildern konntet ihr uns bei einer 3,5 stündigen Stadtführung durch Santiago de Chile sehen.
Vom 12.12.-17.12.2012 haben wir dann erst einmal Urlaub vom Urlaub gemacht. Von Santiago aus ging es in das ca. 800 km entfernte Pucón. Die Stadt hat mit Deutschland vergleichbare klimatische Verhältnisse. Pucón liegt an einem großen See und ist auch für die Chilenen ein Erholungsort erster Güte.
Viele gute Unterkünfte und hervorragende Restaurants sowie eine Unmenge an Outdoor-Aktivitäten laden die Touristen zum Verweilen ein. Die Stadt erinnert eher an einen Urlaubsort in Süddeutschland, Österreich oder der Schweiz. Alles sehr ordentlich, so gar nicht südamerikanisch 😉
Wir wurden von einem jungen brasilianischen Paar (Isabela und Leo) in ihrem tollen Haus beherbergt. Hier war vieles wie zu Hause – das Haus, die Umgebung, die Natur, das Wetter.
Bis zum Tag unserer Abfahrt hofften wir immer noch, Vulkanbezwinger zu werden, d.h. wir warteten auf den Anruf einer empfohlenen Tour-Agentur (Patagonia) um die Nachricht zu erhalten, dass die Wind- und Temperaturbedingungen am Vulkankrater in 2800 m einen Aufstieg zulassen würden. Insbesondere die Windbedingungen hätten unter 30 km/h liegen müssen. Die Hoffnung starb zuletzt – es wurde nichts daraus. Hier ein Blick aus der Luft in den Krater …
Statt dessen waren wir reiten (ich berichtete im letzten Artikel darüber), unternahmen eine Fahrradtour zu den Ojos Caburga (ganztägig), wanderten viele Kilometer durch den Nationalpark Huerquehue und entspannten uns im Haus und Garten des Frontera Hostel B&B.
Es waren sechs tolle Tage in einer äußerst angenehmen, komfortablen Umgebung. Hier kann man ausgezeichnet Urlaub oder wie wir, Urlaub vom Urlaub machen.
Nun sind wir seit gestern zum dritten Mal in Santiago de Chile, wieder in unserer Hochhaus-Apartment-Anlage. Wir wissen ja jetzt wie der Hase hier läuft … Und es gibt noch einiges in Santiago zu erkunden. Den die Stadt überragenden Berg San Cristobal haben wir gestern bestiegen und haben dabei 20 km zu Fuß zurückgelegt. Das Pablo Neruda Haus und das Museum of Memory and Human Rights stehen noch auf unserem Erkundungsplan. Außerdem wollen wir hier noch einige typische chilenische Speisen probieren, bevor es am 22. Dezember nach Auckland (Neuseeland) weitergeht.
Liebe Grüße senden euch
Denise & Karsten
P.S.: Es gibt wieder neue Bilder in der Fotogalerie.
Kategorien : Chile
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